Die Suche nach einem neuen Job: Heute schauen Suchende nicht nur nach den Aufgaben, den benötigten Qualifikationen und den Benefits. Sie suchen gezielt nach Arbeitgeberbewertungen in verschiedenen Portalen, um sich ein authentisches Bild zu machen. Für HR-Abteilungen ist der richtige Umgang mit den Bewertungen wichtig – viel mehr aber, den Mehrwert, den Management und HR-Verantwortliche aus dem Feedback ziehen.
„Drum prüfe was sich ewig bindet …“, gilt auch für den Beruf. Die Zeiten, in denen Fachkräfte +20 Jahre bei einem Unternehmen bleiben sind vorbei. Zwar gibt es vereinzelt Fälle, in denen das noch zutrifft, jedoch sind die Mitarbeitenden heute wechselwilliger als noch vor einigen Jahren. Das zeigen auch aktuelle Studien. Im Zuge der Veränderungen und Digitalisierung, die durch die Coronapandemie noch beschleunigt wurden, spricht man in HR-Kreisen von ‚The Great Resignation‘. Damit ist ein Phänomen gemeint, das ursprünglich aus den USA kommt – hier wurde in diversen Studien festgestellt, dass Fachkräfte nach der Coronapandemie deutlich wechselbereiter waren. Verschiedene Branchen erlebten eine Kündigungswelle.
Das Meinungsforschungsinstitut Gallup führte Ende 2021 auch in Deutschland eine Umfrage mit insgesamt 1500 Arbeitnehmenden durch und kam mit dem Engagement Index 2021 zu wegweisenden Ergebnissen:
- Die kurzfristige Wechselbereitschaft nahm durch die Coronapandemie zu, sodass nur 60 Prozent der Befragten beabsichtigten, auch in einem Jahr noch bei ihrem derzeitigen Arbeitgebenden zu bleiben.
- 40 Prozent waren im Umfragezeitraum aktiv auf der Suche nach einem neuen Job oder schauten sich zumindest danach um. Das entspricht fast dem Ergebnis aus den USA: Hier lag der Wert bei 48 Prozent.
- Die Tätigkeit von Recruiter*innen nahm stark zu: 31 Prozent gaben an, in den letzten 12 Monaten angesprochen worden zu sein. In den Jahren vor der Pandemie lag der Wert immer um die 15 Prozent.
- Die Wechselbereitschaft und die Weiterempfehlung des eigenen Unternehmens hängen mit der emotionalen Bindung zusammen. Befragte mit einer hohen Bindung waren weniger wechselbereit und würden ihre Arbeitgebenden eher weiterempfehlen. Dagegen würden nur drei Prozent der Befragten mit einer niedrigen Bindung ihre aktuellen Arbeitgebenden weiterempfehlen.
Die Chancen der Arbeitgeberbewertung
Gerade die Erkenntnisse zur Wechselbereitschaft und zur Weiterempfehlung zeigen, dass Arbeitgeberbewertungen ein wichtiger Punkt in der Festlegung der Unternehmensstrategie sein sollten. Zum einen spricht eine hohe Weiterempfehlungsrate für weniger kritische oder negative Bewertungen. Zum anderen können positive Bewertungen dabei helfen, sich durch Employer Branding besser zu positionieren und damit indirekt Werbung für die eigene Organisation zu machen.
Die Chance von Firmenbewertungen liegt insbesondere in den daraus entstehenden Analysemöglichkeiten; Bild © Pexels.com
Wenn Recruiter*innen sich für das Management auf die Suche nach geeigneten Fachkräften begeben, können positive Firmenbewertungen dabei unterstützen, neue Mitarbeitende von der Organisation zu überzeugen. Das unterstreicht auch eine Statista Umfrage aus 2020: 25 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich eher bei einem Betrieb bewerben würden, dass mehr als 3,5 Sterne (von 5) in einem Bewertungsportal für Unternehmen erreicht. Nur 19 Prozent der Umfragenteilnehmer*innen gaben an, dass die Bewertungsplattformen für sie keine Rolle spielen.
Die Risiken der Firmenbewertung
Wie bei jeder Bewertungsform spielt Anonymität eine zentrale Rolle: Wer anonym bewerten kann, neigt in der Regel eher dazu, emotionaler zu schreiben. Das Internet und die Bewertungsportale für Unternehmen ermöglichen genau das, um die bewertenden Personen zu schützen. Solange sie sich an Grundlagen halten – dazu gehört etwa, dass Personen nicht namentlich genannt oder auch die Produkte eines Unternehmens nicht kritisiert werden dürfen – haben sie einen gewissen Freiraum. Viele Organisationen fürchten daher um ihr Image, wenn negative Arbeitgeberbewertungen verfasst werden. Hier ist der richtige Umgang mit dem Vorfall ein wichtiger nächster Schritt.
So gehen Sie am besten mit Firmenbewertungen um
Egal, ob positiv oder negativ: Betriebe sollten auf die Bewertungen im Internet reagieren und sich das Feedback genau anschauen. Es ist also von zentraler Bedeutung, sich mit der Kritik auseinanderzusetzen – und das zeitnah. Schaffen Sie Prozesse, die vorsehen, die Bewertungsportale für Unternehmen in regelmäßigen Abständen zu prüfen. Sobald eine neue Bewertung auftaucht, kann in der HR- oder Marketing-Abteilung darauf reagiert werden. Der Prozess zur Reaktion auf Arbeitgeberbewertungen kann wie folgt aussehen:
- Melden Sie sich auf den verschiedenen Bewertungsportalen für Unternehmen an, um einen besseren Überblick zu gewinnen.
- Prüfen Sie die Portale regelmäßig (etwa wöchentlich) auf neue Rezensionen.
- Genaue Analyse der angesprochenen Punkte: Was wird positiv und was wird negativ bewertet? Welche Punkte wiederholen sich ggf. über verschiedene Bewertungen hinweg? Wie stimmen die kritisierten Punkte mit festgestellten Optimierungsmaßnahmen – z. B. aus einem HR-Audit - in der Organisation überein?
- Formulieren Sie eine wertschätzende Antwort auf die Bewertung: Bedanken Sie sich für das Feedback, auch wenn es negativ war. Gehen Sie auf einzelne wichtige Punkte ein und treten Sie negativer Kritik nicht mit weiterer Kritik oder Leugnen entgegen. Visualisieren Sie eher, welche Optimierungsmaßnahmen die Organisation bereits festgestellt hat und welche Schritte eingeleitet wurden.
- Prüfen Sie anschließend auch auf etwaige Antworten zu Ihrer Stellungnahme.
Der Monitoring-Prozess von Firmenbewertungen hilft dabei, einen Überblick über die bestehenden Eindrücke der Mitarbeitenden zu behalten; Bild © GFOS mbH
Firmenbewertungen und andere wichtige KPIs aus dem HR-Bereich
Arbeitgeberbewertungen können als wichtige Informationsquelle dienen. Mitarbeitende teilen anonym mit, wie zufrieden sie mit ihrem Job, den Aufgaben und der Unternehmenskultur sind. Dieses subjektive Feedback ist ein elementarer Anhaltspunkt zur Analyse: Was läuft gut und wo gibt es noch Möglichkeiten zur Verbesserung? Gerade im Hinblick auf den vorherrschenden Fachkräftemangel und den sogenannten ‚War for Talent‘ ist es wegweisend, den Mitarbeitenden eine Arbeitsumgebung zu bieten, in der sie sich wohlfühlen. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen stellen ein weiteres Werkzeug dar, das als Teil der Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement zum Einsatz kommt. Diese sind darauf ausgerichtet, die Arbeitsumgebung zu verbessern, um damit nachhaltig auf die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden einzuwirken. Im Gegensatz zur Firmenbewertung können Organisationen in der internen Befragung die Fragen vorgeben – daher besteht hier mehr Spielraum. Zusammen mit den Arbeitgeberbewertungen aus den Portalen entsteht dann eine ganzheitliche Einschätzung: Zum einen durch Eigenmotivation, da eine freiwillige Bewertung abgegeben wurde und zum anderen extern motiviert über die klare Aufforderung durch die Arbeitgebenden.
Weitere Kennzahlen und Informationen können durch den Einsatz geeigneter Software ans Licht gebracht werden. Eine Workforce Management Software hilft dabei, Prozesse aus dem Personalbereich einfacher abzubilden und auszuführen. Dazu gehört beispielsweise die Zeiterfassung oder die Personaleinsatzplanung. Die softwaregestützte Erfassung der Anwesenheiten und Fehlzeiten sowie die Planung der Kapazitäten ermöglicht durch die regelmäßige Aufzeichnung verschiedene Analysen. Auf diese Weise kommen HR-Kennzahlen zustande, die für Workforce Analytics Maßnahmen genutzt werden können. Ob Recruiting, Personalentwicklung oder Unternehmensstrategie: Die Kennzahlen helfen dabei, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Fluktuationsrate, Gesundheitsquote und mehr kommen dabei zum Einsatz und vermitteln ein kennzahlenbasiertes Bild zur Arbeitsumgebung.
Mit Workforce Management die Stimmung besser einschätzen
Nicht nur die Arbeitgeberbewertungen auf den verschiedenen Plattformen unterstützen das Management dabei, fundierte Beschlüsse für das eigene Unternehmen zu fassen. Workforce Management Lösungen und die darin enthaltenen Auswertungsmöglichkeiten und Kennzahlen liefern die Datengrundlage, um die subjektiven Bewertungen mit objektiven Daten zu verifizieren.
Vertrauen Sie nicht mehr nur auf Ihr Bauchgefühl: Professionelle Workforce Management Software hilft Ihrer Organisation, den nächsten Schritt zu gehen. Gerne beraten unsere Expert*innen Sie umfassend zu den Analysemöglichkeiten und Einsatzbereichen. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Beratungsgespräch.