Lebens- und Arbeitsplatz verschmelzen immer stärker miteinander. Spätestens seit COVID-19 ist dezentrales Arbeiten nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken. Arbeitszeitflexibilisierung und hybride Arbeitsmodelle gehen damit einher. Wie wir zukünftig leben wollen, ist eng damit verbunden, wie wir uns die Arbeitswelt von Morgen vorstellen. Genau dafür müssen schon jetzt Antworten gefunden werden. Dafür sind agile Führungsmethoden nötig, die mit den neuen Anforderungen und digitalisierten Belegschaften sowie Prozessen mithalten können – die Führungskräfte dürfen den Draht zu ihren Fachkräften nicht verlieren.
Das ist agile Führung
Agile Führung heißt, dass im Unternehmen schnell auf neue Herausforderungen reagiert werden kann. Dabei wird den Fachkräften auf Augenhöhe begegnet: Offene Kommunikation, flexible und durch Kreativität geprägte Arbeitsformen spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Ebenso ist es wichtig, klare und überzeugende Visionen aufzustellen.
Verschiedene Forschungsergebnisse zu modernen Führungsstilen
Moderne und anpassungsfähige Führungsstile werden auch oft unter dem Buzzword New Leadership zusammengefasst oder als Führung 4.0 bezeichnet. Innerhalb der letzten Jahre haben sich einige Business-Experten mit diesem Thema auseinandergesetzt und die Methoden, die ein modernes Führen ermöglichen, definiert. Aktuelle Umfragen stützen diese Forschungsergebnisse zusätzlich. So hat die Umfrage „Anpassung an die neue Normalität“ der Hays Personalberatung inmitten der Corona-Pandemie schon einige klare Richtungen angedeutet: 70 Prozent der 750 befragten Führungskräfte verzeichnen durch das dezentrale Arbeiten einen höheren Zeitaufwand bei Führungsaufgaben. Einige Veränderungen, die bei der Umfrage als wichtig eingestuft wurden, sind verstärkte Mitarbeitermotivation (39 Prozent), flexiblerer Führungsstil (34 Prozent) und größere Eigenverantwortung für die Mitarbeiter (29 Prozent). Diese Flexibilisierung der Aufgaben der Personalwirtschaft wurde von verschiedenen Studien dargestellt – die Pandemie hat diesen Prozess weiter beschleunigt.
Studie zum New-Genre Leadership von J. Mathews
Jose Mathews, Dozent an der Royal University of Bhutan, setzte sich 2016 mit modernen Führungsmethoden auseinander und definierte dabei die Unterschiede zu klassischen Konzepten. Sein wissenschaftlicher Artikel „New-Genre Leadership Theories“ legt die Abgrenzung klar fest: Während sich klassische Stile eher auf Autorität, einseitig gerichtete Führung und das Festhalten am Status-Quo orientieren, zeichnet sich die agile Führung laut ihm durch Eigenschaften wie die Verteilung von Verantwortung, Erhebung gemeinsamer Werte und einen starken Motivationscharakter aus. Eine gemeinsame Mentalität innerhalb des Unternehmens sei dabei enorm wichtig, um Einzelpersonen zu motivieren und sie zu herausragenden Leistungen zu führen. Schaut man sich diese Forschungsergebnisse an, wird deutlich, dass die Digitalisierung genau diesen Prozess beschleunigt hat und Vorgesetzte diese neuen Anforderungen jetzt stärker erkennen.
Vier moderne Führungsfähigkeiten nach D. Ancona
Deborah Ancona, Professorin an der MIT Sloan School of Management, erkannte die Notwendigkeit neuer Führungstheorien schon im Jahr 2005. Sie legte vier wichtige Fähigkeiten fest, die Vorgesetzte erfüllen sollten, damit das gesamte Unternehmen von Agilität profitieren kann.
- Sinnstiftung: Führungskräfte und Management-Mitglieder sollten darauf achten, das Unternehmen anpassungsfähig bzw. agil zu halten. Das ist besonders im Hinblick auf sich wandelnde Märkte wichtig. Dabei gilt es laut Ancona, verschiedene Quellen und Daten zur Analyse heranzuziehen, wie z. B. Personalkennzahlen, aber auch Marktforschungsanalysen oder ähnliches. Kleine Experimente und das Einbeziehen verschiedener Belegschaftsgruppen sollen dabei unterstützen, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
- Beziehungsaufbau: Hier geht es darum, jederzeit offen zu kommunizieren, Sichtbarkeit auszustrahlen aber auch Dringlichkeiten offenzulegen. Nur so sei es möglich, Ziele ideal zu verfolgen und zu erfüllen. Denn wer Bestleistungen von seinen Fachkräften fordert, muss laut Ancona in der Lage sein, sich in die Rolle der Mitarbeiter hineinzuversetzen und die Sorgen und Ängste zu verstehen. Gleichzeitig sei es notwendig, einen positiven Einfluss auf das Team zu nehmen, indem man sich Alternativen öffnet und Verantwortung übernimmt.
- Visionsgebung: Eine weitere Eigenschaft agiler Führungsmethoden ist laut Ancona die Fähigkeit, Visionen zu kommunizieren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass andere sich damit identifizieren können. Es müsse eine Art „Wir-Mentalität“ geschaffen werden, damit die Herausforderungen als gemeinsame Ziele erkannt und gelöst werden. Bei diesem Aspekt ist es besonders wichtig, den Zukunftsgedanken nicht aus den Augen zu verlieren. Die Frage „Warum mache ich XYZ?“, sollte jederzeit beantwortet werden können.
- Erfindungsgeist: Dieser sollte laut der Wissenschaftlerin als Prozess angesehen werden. Dabei gibt es zwei Hauptaspekte, die Beachtung finden sollten – nämlich die Verbesserung der Zusammenarbeit und die Offenheit, bestehende Konventionen zu brechen, um kreatives und eigenverantwortliches Arbeiten zu ermöglichen.
Auslöser, die Führung 4.0 erforderlich machen
Die Notwendigkeit agiler Führung war noch nie so offensichtlich, wie im Jahr 2020. Dadurch, dass Arbeitsweisen plötzlich neu gestaltet werden mussten und das Arbeiten nun immer weniger zentral stattfindet, änderten sich auch die Anforderungen an die Führung. Einige Auslöser dafür sind folgende:
- Homeoffice und dezentrales Arbeiten: Mitarbeiter arbeiten nicht mehr ausschließlich am Unternehmensstandort. Daher findet die Kommunikation oft asynchron statt – ein konstanter Informationsfluss ist nicht durchgehend gegeben. Damit dies nicht nachteilig für die Mitarbeiter ausgelegt wird, müssen neue Tools herangezogen und andere Kommunikationswege sowie -zyklen etabliert werden. Der Kaffee auf dem Flur entfällt – dafür gibt es nun etwa die virtuelle Kaffeerunde zum gemeinsamen Austausch.
- Digitalisierung: In nahezu allen Branchen wir die digitale Transformation Künstliche Intelligenz übernimmt bereits viele Prozesse und Data-Science-Spezialisten nutzen immer mehr Daten zur Auswertung und Optimierung von Prozessen. Bestehende Teams müssen lernen, sich mit diesen neuen Anforderungen zu arrangieren.
- Variierende Arbeitszeiten: Zwischen Homeschooling und Work-Life-Balance ist es wichtig, Transparenz zu schaffen. Hier geht es weniger darum, eine Atmosphäre der Überwachung zu kreieren, sondern Verantwortung an die Mitarbeiter abzugeben. Klare Projektkommunikation und einfache Methoden der Transparenzsteigerung, wie z. B. der Einsatz einer Zeiterfassungssoftware, können dafür genutzt werden.
So gelingt agile Führung
Wie die Forschungsergebnisse sowie aktuelle Umfragen zeigen, gibt es einen klaren Trend hin zu dezentralen Strukturen, flexiblem Arbeiten und Selbstorganisation. Im Kontext agiler Führung sollte insbesondere Abstand von direktiven Führungsstilen und Kontrolle genommen werden, um einen Wandel zu mehr Vertrauen in die Mitarbeiter zu fördern. Dabei sollten kreative Freiräume geschaffen und Angst vor Fehlern beseitigt werden, damit sich die Mitarbeiter bestmöglich entfalten können. Dies geht jedoch nur mit klaren Zielen und starken Visionen, an denen das gesamte Unternehmen festhalten kann.
Lassen Sie sich auf dem Weg zur agilen Führung unterstützen. Nutzen Sie die Potenziale von Workforce Management Software: mithilfe von flexibler Personaleinsatzplanung, die die Wünsche der Mitarbeiter einbezieht, Employee Self-Services, die eigene Beteiligung an Prozessen fördern und Zeiterfassung, die flexible Arbeitszeitmodelle ermöglicht. Lassen Sie sich jetzt unverbindlich beraten und gehen Sie damit den nächsten Schritt zu agilen Führungsmethoden.