Veröffentlicht:

Zuletzt aktualisiert:

Lesezeit:

circa 7 Minuten

40-Stunden-Woche abschaffen? Neue Zeitmodelle bieten mehr Flexibilität

Sollte man die 40-Stunden-Woche abschaffen und lieber zu kürzeren Zeitmodellen wechseln? Das fragen sich immer mehr Unternehmen und auch Arbeitnehmende. Immer wieder berichten die Medien über verschiedene Pilotmodelle, wie z. B. unternehmensweite Einführungen von 6-Stunden-Tagen – das ist auch ein gängiges Modell in Schweden. Der Trend geht klar zu gesteigerter Flexibilität im Arbeitsalltag.

Spätestens seit März 2020 fanden in vielen Betrieben die Arbeitszeit- und Arbeitsortsflexibilisierung – wenn auch gezwungenermaßen – Anwendung. Schnell stellte sich zudem heraus: Arbeitnehmende sind auch produktiv, wenn sie nicht am Unternehmensstandort arbeiten, sondern im Homeoffice. Oftmals sind sie dort sogar produktiver - und zwar in kürzerer Zeit -, wie schon verschiedene Studien zur Produktivität im Homeoffice belegt haben.

Definition der 40-Stunden-Woche

Die 40-Stunden-Woche ist ein Konzept, das beispielsweise in Arbeitsverträgen verankert wird und sich auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 40 Stunden bezieht. Zur Ermittlung dieser Zeit wird eine Woche ohne Feiertage herangezogen. Die Wochenarbeitszeit steht somit im klaren Kontrast zur Freizeit der Arbeitnehmenden.

Wie arbeitet Deutschland? Arbeitsmodelle im Fokus

Die 40-Stunden-Woche zählt zu den gebräuchlichsten Arbeitsmodellen in Deutschland. Laut Statista arbeiten insgesamt 49,3 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zwischen 35,1 und 45 Stunden. Davon arbeiten allein 28,5 Prozent zwischen 35,1 und 40 Stunden und somit in einem gängigen Vollzeitarbeitsmodell. Darauf folgen direkt drei Kategorien mit mehr als 40 Stunden Arbeit pro Woche, sodass die Freizeit bei vielen Beschäftigten sogar geringer ausfällt. Zwischen 5 bis 35 Stunden arbeiten dagegen insgesamt nur 27,1 Prozent.

Zeitmodelle müssen nicht nur zum Leben der berufstätigen Person passen, sondern auch zur Branche, in der sie beschäftigt ist. So eignen sich Homeoffice-Modelle, wie die Flexarbeit, beispielsweise nicht für Arbeitnehmende aus dem Blue-Collar-Bereich. Unter die Gruppe Arbeitnehmender, die ihre Aufgaben nur am Unternehmensstandort ausführen können, fallen ebenso Berufstätige aus dem Handel, dem Gesundheitswesen oder aus der Industrie. Hier ist oftmals die 40-Stunden-Woche das gängige Arbeitsmodell – zumeist sogar in Schichten, die mitunter Auswirkungen wie Schlafstörungen als Folge der Schichtarbeit haben können. Der Ruf nach mehr Flexibilität ist daher nicht nur bei Bürotätigkeiten zu finden, sondern insbesondere auch in Branchen, in denen in festen Schichten oder nach Dienstplänen gearbeitet wird.

Sorgfältige Zeitmanagement- und Planungstools sind die Voraussetzung für moderne Arbeitsmodelle; Bild © Pexels.com

Industrie 4.0 als Wegbereiter sehen

Für Blue-Collar-Jobs ist das Konzept Industrie 4.0 vielversprechend. Automatisierung oder KI-Konzepte können zu mehr Freizeit führen und zur Fokussierung auf wichtigere Aufgaben als Routinetätigkeiten verhelfen – auch in der Industrie und anderen Branchen. Maschinen werden zum Unterstützer des Menschen, indem sie diverse Daten automatisch verarbeiten und auswerten. Dazu gehören etwa Betriebsdaten oder Maschinendaten. Doch auch Workforce Management Lösungen wie Personalbedarfsermittlung und -einsatzplanung (auch bekannt als PEP-Programm) können dabei unterstützen, die Belegschaft flexibel und mitarbeiterorientiert zu planen. Diensttauschbörsen und Wunschbücher helfen den Fachkräften dabei, Berufs- und Privatleben ideal miteinander zu vereinen. Planungsverantwortliche werden entlastet, indem die Software sämtliche Faktoren wie Höchstarbeitszeiten, Ruhepausen oder die individuellen Wünsche einkalkuliert. Das hilft dabei, die 40-Studen-Woche flexibler zu gestalten, auch wenn das Zeitmodell es eigentlich nicht zulässt.

40-Stunden-Woche noch zeitgemäß?

Verschiedene Studien zeigen, dass der 8-Stunden-Tag und damit auch die 40-Stunden-Woche nicht vollkommen ausgeschöpft werden können. Umfrageergebnisse des englischen Portals Vouchercloud mit knapp 2000 Teilnehmer*innen zeigten, dass britische Büroangestellte durchschnittlich nur knapp drei von acht Stunden am Tag produktiv sind. Den Rest des Tages verbrachten sie größtenteils damit, soziale Medien zu checken, Newsseiten zu lesen oder mit Kolleg*innen zu reden. Dieses Ergebnis würde also dafürsprechen, die 40-Stunden-Woche abzuschaffen, da die Arbeit auch in kürzerer Zeit erledigt werden kann.

Eine ältere Analyse aus dem Jahr 2007, die auf Daten der der europäischen Statistikbehörde Eurostat basiert, zeigte ebenfalls klare Ergebnisse: Kürzere Arbeitszeiten resultierten in höherer Produktivität. Das wiederum gäbe den Anreiz, kürzere Arbeitstage einzuführen, da ein höheres Arbeitspensum in weniger Zeit erledigt werden könne. Auch hier spricht das Ergebnis dementsprechend für die Abschaffung der 40-Stunden-Woche.

Eine Umfrage des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit in Kooperation mit Xing hat 2019 folgendes belegt: Jede(r) Zweite würde gerne weniger arbeiten und dafür sogar auf Gehalt verzichten. Besonders jüngere Generationen arbeiten lieber weniger und gleichzeitlich örtlich und zeitlich flexibel. Das sind Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen mit Blick auf den zukünftigen Arbeitsmarkt schon heute beschäftigen müssen.

Umfrageergebnisse sprechen für die Abschaffung der 40-Stunden-Woche und für die Etablierung neuer Zeitmodelle; Bild © Statista.com

Neue Arbeitsmodelle fördern

Die 40-Stunden-Woche abschaffen: Ergebnisse zeigen deutlich, dass es Anhaltspunkte gibt, diese Idee wirklich in Betracht zu ziehen. Unternehmen müssen sich jedoch damit beschäftigen, wie das umzusetzen ist und welche Zeitmodelle im individuellen Anwendungsfall Sinn machen. Gleichzeitig muss der Verwaltungsaufwand überschaubar bleiben, um etwa dezentrales Arbeiten oder Gleitzeitkonten ideal abzubilden. Neue Zeitmodelle, auch bekannt als hybride Arbeitsformen oder Flexarbeit, bilden für viele Beschäftigte einen Lösungsweg, um mehr Freizeit und Flexibilität zu erfahren. Außerdem gibt es noch weitere Lösungen.

Work-Life-Integration

Hier wird der Arbeitstag in den Lebensalltag integriert und splittet sich ggf. in viele kleine Blöcke auf, die nicht zwingend acht Stunden ergeben müssen. Der Arbeitstag könnte dann wie folgt aussehen:

Schattenseite dieser Work-Life-Integration ist die ständige Erreichbarkeit. Diesen Nebeneffekt erleben jedoch viele Beschäftigte immer häufiger, unter anderem durch das dauerhafte Arbeiten im Homeoffice. Am Ende der Arbeitswoche müssen die Beschäftigten dafür nicht zwingend auf 40-Stunden kommen.

3-2-2-Modell

Hier ist es egal, ob es sich um eine 40-Stunden-Woche oder ein anderes Arbeitszeitmodell handelt. Dieses neue Konzept beschreibt die Arbeitswoche und teilt sie dabei in drei verschiedene Abschnitte auf. Beim 3-2-2-Modell fallen beispielsweise drei Tage Büroarbeit, zwei Tage Homeoffice und zwei Tage Freizeit an. Dadurch erlangen die Arbeitnehmenden insbesondere örtliche Flexibilität. So gelingt der persönliche Austausch mit den Kolleg*innen am Arbeitsplatz – gleichzeitig entstehen Homeoffice-Phasen, in denen hohe Konzentration möglich ist.

Zeitwertkonten, Job-Sharing & Co.

Beim Job-Sharing teilen sich zwei oder mehr Fachkräfte eine Stelle, um diese in Teilzeit zu besetzen. Arbeitszeiten können flexibel aufgeteilt werden. Dadurch entsteht ein enormer Planungs- und Verwaltungsaufwand und es muss das Vertrauen zu der Person bestehen, mit der sich die Stelle geteilt wird. Job-Sharing eignet sich auch für Führungskräfte, die in Teilzeit arbeiten möchten. In Realität ist es leider oftmals so, dass Teilzeitbeschäftigte aus einer 40-Stunden-Woche in eine Teilzeitposition wechseln, dann jedoch das gleiche Arbeitspensum erledigen müssen oder Beförderungen ausgeschlossen werden. Das Job-Sharing-Modell bietet somit eine Möglichkeit, diese Hürden und Schattenseiten endlich zu überwinden.

Ein Zeitwertkonto verfolgt dagegen die Absicht, Überstunden, angesammelten Urlaub etc. langfristig in einem Zeitkonto zu speichern. Das Ziel ist es, diese Zeiten später in größeren Blöcken zu nehmen, um etwa eher in den Ruhestand zu gehen oder ein Sabbatical durchzuführen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Modelle zur Arbeitszeitflexibilisierung.

Workforce Management Software: 40-Stunden-Woche & weitere Arbeitsmodelle abbilden

Ob Vollzeit-, Teilzeit- oder anderes Zeitmodell: Alle Möglichkeiten müssen überschaubar und abbildbar für den Arbeitgebenden bleiben. Hier kommen Workforce Management Systeme ins Spiel, die für die nötige Transparenz sorgen. Mit einem Zeiterfassungssystem behalten Planungsverantwortliche An- und Abwesenheiten im Blick – die Anzahl der vereinbarten Stunden spielt dabei keine Rolle. Die Software für Personalplanung hilft bei der Erstellung von Dienst- und Schichtplänen und bei der Ermittlung des benötigten Personalbedarfs. Mithilfe von Employee Self Services können die Beschäftigten beispielsweise Urlaub oder Weiterbildungen beantragen bzw. ihre individuellen Wünsche zu den geplanten Schichten kommunizieren. Alles wird digital im Hintergrund verarbeitet, sodass daraus auswertbare Datenmengen entstehen. Sogenannte HR-Kennzahlen geben den HR-Verantwortlichen im Anschluss die Option, Maßnahmen zur Optimierung des Betriebsklimas und der Employee Experience aufzustellen. Workforce Management Systeme helfen somit dabei, Personalangelegenheiten ganzheitlich abzubilden und gleichzeitig mehr Flexibilität zu ermöglichen.

Wollen Sie in Ihrem Unternehmen die 40-Stunden-Woche abschaffen? Interessieren Sie sich, wie Sie neue Arbeitsmodelle besser abbilden können, um Mitarbeiterwünsche zu erfüllen und gleichzeitig transparente Prozesse zu behalten? Wir beraten Sie gerne bei Ihrem Vorhaben in Richtung New Work. Vereinbaren Sie jetzt einen unverbindlichen Rückruftermin mit unseren Workforce Management Expert*innen.

Schlagwörter:

Beiträge
Ähnliche Beiträge
Rufen Sie uns an

+49 . 201 • 61 30 00

Schreiben Sie uns

Zum Kontaktformular

Zurück zum Seitenanfang