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Die Digitalisierung der Industrie ist eine grundlegende industrielle Revolution

Expert*innen der verschiedensten Disziplinen und Bereichen sind sich einig, dass die digitale Transformation die Industrie von Grund auf verändern wird. Natürlich geschieht so etwas nicht von jetzt auf gleich, jedoch lassen datenbasiertes Fertigungsmanagement und erste Module und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz schon erahnen, wie tiefgreifend diese industrielle Revolution werden wird. Im Fokus stehen Transparenz und Flexibilität, Effizienz und Effektivität, technologische Standards und Produktindividualität, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz – aber auch unsere Lebens- und Arbeitsmodelle als solches.

Sven Hille (ifaa - Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V.): Es wird auch zukünftig Aufgaben geben, die eine Anwesenheit von Beschäftigten im Unternehmen erfordern. Dies gilt in der Industrie natürlich im Schwerpunkt für die Produktionsbereiche. Aber auch hier suchen die Unternehmen bereits nach Arbeitsaufgaben, die auch mobil erledigt werden können, wie zum Beispiel Fertigungsplanungen oder Reparaturen/Wartungen von Maschinen aus der Ferne. (zum ganzen Interview)

Mischa Wittek (GFOS mbH): Unabhängig davon dürfen wir erleben, wie sich der Einsatz menschlicher Arbeit bereits verlagert hat. In Deutschland hatten wir zu keiner Zeit einen höheren Grad an technisierter Leistungserstellung. Gleichzeitig haben wir heute so viele Menschen in Arbeitsverhältnissen wie noch nie in diesem Land – jedenfalls bis zu Beginn der Coronakrise. Das sind Indikatoren dafür, dass der Mensch auch zukünftig eine bedeutende Rolle in der Arbeitswelt spielt. Jedoch werden dem Menschen sicher andere Aufgaben zufallen als bisher. Die Menschen in diesen Transformationsprozess mitzunehmen, ist aktuell nach wie vor eine der größten Herausforderungen. (zum ganzen Interview)

Torsten Klanitz (REFA Bundesverband e.V./Group): Die Industrie 4.0 verspricht, Träume wahr werden zu lassen: Endlich kann man ohne Verluste auf individuelle Kundenwünsche eingehen, bedarfsgerecht und qualitativ hochwertig produzieren, ohne sich von den Tücken der Massenproduktion bremsen lassen zu müssen. Das klingt natürlich zunächst verheißungsvoll. Die Industrie 4.0 hält unaufhaltsam Einzug in Produktion und Management - das ist klar abzusehen. Was jedoch nicht vergessen werden darf: Für Unternehmen bedeutet die Erfüllung dieses Traums eine Menge Vorarbeit, denn mit den technischen Innovationen allein ist es noch nicht getan. Erst muss die Organisation stimmen, dann kann die technische Unterstützung leistungsbeschleunigend wirken. Nur optimal organisierte und steuerbare Unternehmensabläufe ermöglichen vorausschauendes Planen und eine effiziente Wertschöpfung und damit eine nachhaltige Umsetzung von Industrie 4.0. (zum ganzen Interview)

Ein modernes Fertigungsmanagement sorgt also nicht nur für eine Steigerung der Produktivität, sondern verändert auch dort, wo es möglich und zielführend ist, die Arbeitsprozesse. Die digitale Transformation muss von den Unternehmen proaktiv angegangen werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Katharina Röhrig (GFOS mbH): Der richtige Zeitpunkt ist genau jetzt. Wer heute nicht das Mindset dafür entwickelt hat, seine Produktion transparenter, effizienter und im Höchstmaß planbarer zu machen, wird sich vielleicht morgen einem erheblichen Verlust an Marktanteilen entgegenstellen müssen. Denn je flexibler, transparenter und effizienter produziert wird, desto stärker wird auch die eigene Position im Markt und die Anpassungsfähigkeit an den Markt sein. Und genau das macht den entscheidenden Wettbewerbsvorteil aus.

Vivian Kuprat (Institut für Fabrikanlagen und Logistik, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover): Ein grundlegendes Problem in Deutschland ist das Thema Geschwindigkeit bei der Umsetzung (und das gilt für alle Lebensbereiche). Sei es nun schnelles Internet, Stromtrassen für erneuerbare Energien oder der Ausbau von Infrastruktur. Alles dauert sehr lange. Eine Möglichkeit wäre es sicherlich, Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Natürlich sollen dabei auch weiterhin die verschiedenen Belange berücksichtigt werden. Allerdings muss sich jeder auch fragen, ob die „Not in my backyard“-Mentalität wirklich angebracht ist. Zudem muss sich die Politik meiner Meinung nach in Bezug auf die Förderung innovativer Technologien breiter aufstellen und nicht nur auf ein Pferd setzen. Als Beispiel kann man hier den Automobilbereich nennen, wo der Fokus nur auf der Förderung von E-Autos zu liegen scheint. Es hat sich in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass das Pferd, auf das man als Erstes gesetzt hat, dann doch nicht das Rennen gemacht hat. (zum ganzen Interview)

Prof. Claus Oetter (Fachverband Software und Digitalisierung, VDMA e.V.): Mein dringendster Rat an die Unternehmen ist, die Digitalisierung vom Kunden her zu denken. Technologien sind kein Selbstzweck und die Produktion bis auf den letzten Winkel zu digitalisieren muss gut überlegt werden. Viel wichtiger ist es, die Anforderungen des Kunden und des Marktes zu analysieren um hieraus abgeleitet Digitalisierungsmaßnahmen einzuleiten. Geschäftsmodelle sollten überprüft und gegebenenfalls um datengetriebene Geschäftsmodelle ergänzt werden. Die Maßnahmen der Politik sollten technologieneutral erfolgen. Rahmen und Fahrpläne können festgelegt werden, aber die Entscheidung über das „wie“ soll bitte den Spezialistinnen und Spezialisten aus der Industrie überlassen werden. (zum ganzen Interview)

Transparenz, Flexibilität und Steigerung der Effektivität durch ein datenbasiertes Produktionsmanagement.
© Shutterstock.com / Freie Nutzung gewährt

Stefan Schumacher (GFOS mbH): Das Thema Produktionsplanung ist komplex. Alleine schon einem System zu vertrauen und nicht mehr eigenständig die Planung zu erstellen, braucht seine Zeit. Die Einführung findet in der Regel nicht mit einem Big Bang statt, sondern erfolgt schrittweise. Im Vorfeld auf der theoretischen Wiese z. B. alle Constraints zu definieren, ist typischerweise nicht möglich. Erst mit dem Arbeiten und den Ergebnissen ergeben sich weitere Erkenntnisse, sodass die Einführung ein stufenweiser Prozess ist. Die KI kommt da sicherlich erst ab einem gewissen Zeitpunkt ins Spiel. Wichtig ist ja, dass mit jedem Teilschritt schon Nutzen aus dem System gezogen werden kann. (zum ganzen Interview)

Die industrielle Fertigung ist in vielen Bereichen zu einem komplexen System geworden, was einerseits bedeutet, dass Softwarelösungen zur Steuerung und Planung Schritt für Schritt eingeführt werden sollten – Flexibilität und Erweiterbarkeit sind für Unternehmen hier elementar. Andererseits müssen Wege gefunden werden, um der steigenden Komplexität effektiv Herr zu werden. Hier ist Künstliche Intelligenz ein ideales Konzept.

Dr. Alexander Engels (aiXbrain GmbH): Die Fertigungsindustrie ist mit ihren hochkomplexen Mensch-Maschine-Systemen und mit teils bis auf die Sekunde getakteten Prozessen unglaublich vielfältig und herausfordernd. Jede Fabrik hat ihr Eigenleben, keine Werkhalle gleicht in Ausstattung und Abläufen der anderen. Dennoch haben kluge Menschen und gewiefte Ingenieure es über Jahre und Jahrzehnte hinweg geschafft, auch komplexeste Fabriken leistungsfähig aufzustellen und effizient zu betreiben. Der Preis dafür ist allerdings häufig eine gewisse Starrheit im Betriebsablauf, bei dem alles exakt aufeinander abgestimmt ist. So wie beim berühmten Schweizer Uhrwerk. Wenn aber nun Dinge wie etwa Maschinenverfügbarkeit, Materialzufuhr oder Taktzeiten im Tagesbetrieb zu weit vom Soll-Wert abweichen, funktionieren die geplanten Abläufe nicht mehr und es kommt zu teils massiven Quereffekten auf das gesamte Uhrwerk. Und wenn der Mensch in solchen Situationen nicht in der Lage ist, diese Quereffekte umgehend auszuregeln, wird Geld verloren. Die Fertigungsindustrie zeichnet sich also durch ihre sehr hohe Komplexität, viele Daten und große Wertschöpfungspotenziale aus.

Neben den zeit- und produktionsoptimierenden Effekten, die durch Manufacturing Execution Systems und Module aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz erzielt werden können, tragen eine energie- und ressourcenschonende Fertigungsplanung natürlich auch zur Nachhaltigkeit bei. Hier ist in Zukunft sicherlich noch viel zu tun, aber MES-Lösungen bieten hier wichtige Grundlagen.

Leonard Rieke (Institut für Fabrikanlagen und Logistik, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover): Eine nachhaltige und damit klimaneutrale Produktion ist eine enorme Herausforderung und wird viele Anstrengungen kosten. Dies stellt jedoch auch eine große Chance für Deutschland dar. Und zwar die Chance, auch wirtschaftlich von einer nachhaltigen Produktion zu profitieren, indem Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt und zum Leitmarkt für Klimaschutztechnologien wird. Wesentlicher Hebel für einen schnellen Fortschritt in den nächsten Jahren auf dem Weg zu einer vollständig nachhaltigen Produktion sind die Aufhebung von Genehmigungsverfahren und Hürden in der Bürokratie, die den Fortschritt bereits jetzt maßgeblich bremsen. Nur auf diese Weise ist ein schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien, Innovationen in der Landwirtschaft, eine stärkere Elektrifizierung im Verkehrssektor, eine beschleunigte Sanierung und Modernisierung von Gebäuden oder eine wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft zeitnah möglich. Wenn der Bau einer Windkraftanlage aufgrund bestehender Restriktionen von der Idee bis zur Inbetriebnahme jedoch sieben Jahre dauert, läuft uns schlichtweg die Zeit davon, wie wir bereits seit Jahren beobachten können. Weiterhin müssen Gesetze, Richtlinien und Innovationen nicht nur in Deutschland oder der EU Anklang finden, es gilt insbesondere auch weniger entwickelte Regionen der Welt auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen. Denn insgesamt steht fest: Für unseren Planeten gibt es keinerlei Alternative zur Klimaneutralität. (zum ganzen Interview)

Katharina Röhrig (GFOS mbH): Industrie 4.0 verfolgt im Wesentlichen das Ziel, die Effizienz der Geschäftstätigkeit über horizontale Netzwerke zu verbessern und gleichzeitig Prozesskosten einzusparen. Im Idealfall führt dies zu einer völlig neuartigen Wertschöpfung und Transparenz entlang des gesamten Produktlebenszyklus.

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Die GFOS mbH ist seit vielen Jahren einer der Marktführer in Bereichen Manufacturing Execution System und Workforce Management. Dadurch spielt in allen Softwarelösungen der Mensch immer eine wichtige Rolle. Denn die Industrie kann nur durch und mit dem Menschen existieren.

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